Frage für den Postboten

Fragen im Alltag, welche tatsächlich Unterschiede machen:

Der Postbote lieferte heute 9.1.2020 vor Mittag zwei Pakete an. Ich sah ihn, als ich in der Küche am Kochen war. Ich öffnete das Fenster und bedankte mich bei ihm. Er erwiderte meinen Dank.

Ich hatte einen Impuls ihm eine Frage zu stellen, welche für ihn einen Unterschied machen könnte.

Er war schon fast eingestiegen als er mich rufen hörte. Er kam zurück und schaute mich mit leicht zugekniffenen Augen an. Ich fragte ihn, ob ich ihm eine Frage stellen dürfe. Es ging einige Sekunden bevor er „Ja“ sagte.

Ich fragte ihn: „Was ist ihnen denn heute schon alles gelungen?“.
Er fragte, wie ich dies meine?
Ich fragte ihn: „Was hat bei ihnen denn heute bereits funktioniert?“
Er sagte, es wäre ein ganz normaler Tag für ihn eigentlich nichts spezielles.
Ich sagte ergänzend: „Dies ist eine Frage an sie und für sie. Ich brauche die Antworten nicht zu wissen, ich wollte sie einfach fragen.“

Er erwiderte, indem er sich bedankte und meinte: „Jetzt, jetzt, danke, das ist eine gute Frage, ein Geschenk. Ich werde darüber nachdenken“. Er lachte dabei etwas auf und verabschiedete sich mit einem anderen Gesichtsausdruck von mir gegenüber dem Anfang, stieg ein und fuhr davon.

Frage an Dich: Was hat bei Dir heute bereits funktioniert?

Und wie hast du dies geschafft?

Habt einen möglichst gelingenden Tag.

Herzlich
Andy

Versteckte Dankbarkeit und eine Bitte

Am letzten Sonntag war Muttertag. Am Vorabend hatte ich mit meiner Mutter und meiner Schwester eine Diskussion darüber, was uns der Muttertag bedeutet. Wir alle drei waren der Meinung, dass der Muttertag für uns nicht so wichtig ist, insbesondere in Zeiten, wo unsere Partner genau so ihre Beiträge zum Familienalltag leisten und für die Kinder da sind.

Nun war er also doch wieder da, der alljährliche Muttertag und ich bekam von meinen Kindern wie jedes Jahr die in der Schule mit Liebe gebastelten Geschenke – und war wie jedes Jahr gerührt :-).  Gerührt und überrascht hat mich die Karte meiner Tochter, die mit vielen Herzen in Regenbogenfarben verziert war. Sie bedankte sich nämlich darin nicht fürs Kochen, Putzen und Zimmer aufräumen, sondern schrieb: „ich hoffe, dass du mich wieder ins Bett bringst.“ Nun muss man dazu wissen, dass es unsere Tochter am liebsten hat, wenn ich sie ins Bett bringe und dann so lange bei ihr am Bett bleibe, bis sie einschläft – vorzugsweise noch mit Füsse massieren oder „Rügge chräbele“. Für mich ist das zeitweise jedoch eine echte Überwindung, da ich meistens um diese Uhrzeit das Bedürfnis habe, meinen Feierabend zu geniessen und die Füsse aufs Sofa zu legen.

Und jetzt bekomme ich also zum Muttertag eine Bitte von meiner Tochter geschenkt und werde mir auf einmal bewusst, wie wichtig für sie dieses Ritual ist. Ich kann mir erst jetzt vorstellen, wie dankbar sie ist, wenn ich sie ins Traumland begleite und merke, wie Dankbarkeit doch verschiedene Gesichter hat. Sie zeigt sich eben nicht nur in einem ausgesprochenen „Danke“ oder einer Karte oder einem Geschenk. Sie kann sich auch verstecken und wenn ich sie dann aber entdecke, ist sie umso wertvoller. 

So gesehen, war dieser Muttertag für mich ein ganz spezieller. Ich habe mir zwei Dinge für die nächste Zeit vorgenommen: als Erstes werde ich meiner Tochter sagen, dass ich verstanden habe, wie dankbar sie ist und mit ihr aushandeln, wie wir dennoch unsere beiden Bedürfnisse befriedigen können: ihres nach Begleitung ins Traumland und meines nach Erholung am Feierabend – ich bin gespannt, welche Ideen wir dazu entwickeln. Und als Zweites werde ich mich achten, wo ich überall versteckte Dankbarkeiten entdecke – und mich darüber freuen!

Welche versteckten Dankbarkeiten hast du in letzter Zeit entdeckt? Ich freue mich, wenn du sie mit uns teilst!

 

Wertvolle Denkräume

Vor einiger Zeit bekam ich von einer lieben Bekannten einen Buchtipp: Nancy Kline – Time to think. Ich kaufte mir das Buch und las es, total begeistert vom Ansatz. Nancy Kline zeigt Möglichkeiten auf, wie wir andere dabei unterstützen können, eigenständig zu denken. Dank einer experimentierfreudigen Kollegin hatte ich bald schon die Möglichkeit, den Denkraum auszuprobieren und seither schenken wir uns gegenseitig alle paar Wochen eine Stunde Denkraum: eine von uns hört aufmerksam und mit viel Wertschätzung zu, stellt ganz wenige Fragen, die andere erhält die unvergleichlich wertvolle Möglichkeit, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen und so im eigenen Denken die eigenen Lösungsmöglichkeiten zu erforschen und neue Erkenntnisse an die Oberfläche zu befördern.

Gerade heute hatte ich wieder die Möglichkeit, für meine Kollegin den Denkraum aufzumachen und zu halten und es war auch heute wieder faszinierend, wie viel Tiefe, wie viel Einsicht, wie viele neue Gedanken sie entwickelte. Vor einigen Monaten hat sie mir einen Denkraum angeboten und ich wollte damals über ein Thema nachdenken, das mich seit Jahren beschäftigt und bei dem ich immer bis zu einem bestimmten Punkt kam, aber nicht weiter. Nach einiger Zeit und einer Schlüsselfrage hatte ich glasklar vor mir, wie ich dieses Thema weiterbringen kann. Es fühlte sich unglaublich an, ein dicker Knoten, den ich geöffnet hatte, was in mir ein unglaubliches Gefühl von Freiraum und Erleichterung auslöste. Und das alles nur, weil ich die Möglichkeit gehabt habe, eigenständig und ohne Zeitdruck zu denken und in meinen Gedanken eine Ebene tiefer zu gehen – in einem sehr vertrauensvollen, wertschätzenden und aufmerksamen Rahmen.

Bist du interessiert, deinen Denkraum zu öffnen und dir etwas Zeit zum Nachdenken zu nehmen? Wir begleiten dich sehr gerne in deinem Denkraum und schenken dir unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, Wertschätzung und ab und zu eine Frage. Melde dich bei uns! info@focus-mensch.ch

Zeichen des Fortschritts

Die Zeit vor den Sommerferien ist bei uns meistens geprägt von sehr vielen Terminen, Projekten, die wir noch weiterbringen möchten und Anlässen – sei es als Familie oder für die Kinder von der Schule aus. Da gibt es kleinere Dinge am Haus, die erledigt sein wollen, Treffen mit Familie oder Freunden, Musikschulkonzerte (inklusive der dazugehörigen Sonderproben), ein Kühlschrank, der plötzlich nicht mehr kühlt, Geburtstage, für die ein Geschenk organisiert sein will, die definitive Organisation der Ferien und Hüetis für die Kinder während den Schulferien und noch so einiges mehr – (fast) alles schöne Dinge, nur eben einfach etwas viel auf einmal. Das alles irgendwie im Griff zu haben, ist zuweilen sehr anspruchsvoll und ich bekomme leicht das Gefühl, dass viel zu viele Bälle in der Luft sind und ich demnächst wohl einen fallen lassen muss.

Kürzlich ging es mir mal wieder so. Ich hatte so viele Themen im Kopf und wusste vor lauter „to do’s“ nicht mehr, was ich als nächstes anpacken sollte. Also setzte ich mich hin, nahm meine schönen Stifte und malte ein „to do Mindmap“ – schön gestaltet und mit vielen Farben. Als ich alles notiert hatte, überlegte ich mir, wie ich diese Übersicht nennen sollte. „to do’s“ war mir zu gewichtig, denn das erinnerte mich daran, was ich alles tun „musste“, „Pendenzen“ war mir zu geschäftlich. Ich überlegte mir, wie es sich anfühlen würde, wenn ich einzelne Themen auf meinem Mindmap abstreichen könnte und da hatte ich den Titel: „ZEICHEN DES FORTSCHRITTS“. Wenn nämlich Dinge erledigt waren (und das gilt gerade für die kleinen Dinge), dann würden das für mich Zeichen des Fortschritts sein, dass ich weiterkomme, dass ich Dinge anpacke, dass wir zufrieden damit sein können, was wir erledigt haben.

Wie oft schauen wir auf Dinge, die noch nicht so funktionieren, wie wir uns das vorstellen? Und fast immer entsteht dabei ein ungutes Gefühl. Wenn wir aber darauf schauen, was funktioniert und was wir bereits erreicht haben, dann gibt diese neue Perspektive ein gutes Gefühl. Letztlich ist es wohl die Frage, ob wir das Glas als halb leer oder halb voll sehen. Wenn wir das Glas halb voll sehen, dann anerkennen wir, was wir bis jetzt schon erreicht haben. Genau diese Anerkennung gibt wieder Energie für die nächsten Schritte, die nächsten Zeichen des Fortschritts, die wir dann wieder anerkennen können.

Um diese Perspektive im Alltag zu leben, helfen mir so kleine Tricks, wie ein Mindmap mit dem richtigen Titel. Und so hängt seit ein paar Wochen unser „Zeichen des Fortschritts“-Mindmap in der Küche, das immer mal wieder um den einen oder anderen Punkt ergänzt wird. Spannend dabei ist, dass ich mich häufig davor stelle und mir überlege, was ich als nächstes anpacke – und dann mache ich das viel schneller, als vorher. Und jedes Mal wenn ich hinter einen Punkt einen Haken oder ein Smiley setze, fühle ich förmlich, wie ich weiter gekommen bin. Übrigens habe ich heute das alte Mindmap durch ein neues, aktuelleres ersetzt, denn ich bin in den letzten Wochen sehr weit gekommen :-).

Wie erkennst du deine Zeichen des Fortschritts? Lass es uns wissen, wir sind neugierig darauf!

Finde heraus, was dein Bedürfnis ist

In der Gewaltfreien Kommunikation ist es essentiell, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und mitteilen zu können. Ein Blogbeitrag von 7Mind (übrigens eine sehr empfehlenswerte App für Meditationseinsteiger) hat mich zu einigen Überlegungen dazu bewogen und eine enge Verbindung zu lösungsorientiertem Verhalten finden lassen, welche ich mit Euch teilen möchte.

Wenn ich mir etwas vornehme, kann es hilfreich sein, dass ich mich frage, wozu ich das denn möchte. Was also ist mein Bedürfnis dahinter (oder wie es 7Mind nennt: was ist mein Motto)? Was möchte ich erreichen, wenn ich mehr Sport mache, eine Schulung plane oder eine neue Strategie definiere? Mir klar zu werden, was mein Bedürfnis ist, ist für mein ‚Selbst-Management‘ und auch in der Kommunikation mit Kindern, Partner, Mitarbeitenden oder sogar mit Gruppen hilfreich. So kann ich mir folgende Situationen vorstellen:

Meine Mitarbeiterin möchte gerne eine Weiterbildung machen. Um gemeinsam herauszufinden, was ihr Bedürfnis dahinter ist, könnte ich sie Folgendes fragen: Wenn du diese Weiterbildung machst, was wird dann anders sein? Woran wirst du merken, dass es die richtige Weiterbildung war? Woran werden es unsere Kunden merken? Woran wird es das Team merken? So kann ich die Diskussion von einem konkreten Angebot lösen und mit ihr gemeinsam sicherstellen, dass wir die „richtige“ Lösung finden.

An einem sonnigen Sonntag suchen wir als Familie die „richtige“ Freizeitbeschäftigung, die Vorschläge reichen von Sport, über Fahrradtour bis zu Kinobesuch. Anstatt Gewinner und Verlierer zu erzeugen können wir uns fragen, woran wir denn merken werden, dass dieser Sonntag für uns ein wundervoller Familientag war. Was ist uns wichtig? Welche Elemente sollten unbedingt enthalten sein? Und so haben wir schon öfters Lösungen gefunden, mit denen alle leben konnten und das individuelle „Sonntagsbedürfnis“ gedeckt wurde.

Im Team bereiten wir einen Workshop vor und haben alle fixen Rahmenbedingungen abgesteckt. Als nächstes checken wir, woran die einzelnen Teammitglieder erkennen würden, dass der Workshop für sie gut investierte Zeit war – und schon sind die Bedürfnisse klar und wir können Ideen generieren, wie wir den Workshop konkret gestalten.

Und so gibt es wohl viele Situationen, in denen es hilfreich ist, zuerst die Bedürfnisse zu klären, bevor wir uns auf Lösungssuche machen. Das öffnet viel Raum und ermöglicht es, dass alle Beteiligten gehört werden.

Welche Erfahrungen machst du damit? Lass es uns wissen!