Lernen mit Skalenhilfe

Huch, unsere Tochter kommt nach Hause und weint. Sie habe einen Test und wisse doch noch gar nichts. In solchen Beispielen ist es für uns hilfreich, dass wir unsere Kinder seit mehreren Jahren mit Skalenfragen begleiten.

So konnten wir uns im erwähnten Beispiel vorstellen, dass unsere Tochter Unterstützung benötigte. Wir liessen ihr und uns etwas Raum, bis sie sich etwas beruhigt hatte. Danach suchten wir einen guten Zeitpunkt, um mit ihr in Verbindung zu kommen. War der Moment da, fragten wir sie zu jedem der Lernziele, wo sie auf einer Skala von 1 – 10 bezüglich ihres Wissens steht – wobei 10 heisst, dass sie alles weiss und 1 ist das Gegenteil davon. Zudem fragten wir sie, wie viel auf der Skala für sie denn gut genug wäre.

Meistens war der Skalenwert höher als gedacht und unsere Tochter hatte dadurch für sich erkennen können, dass sie doch mehr wusste als zuerst angenommen. Der „Haufen“ war zu Beginn einfach zu gross und teilte sich nun durch die verschiedenen Skalen in verschiedene Stücke auf. Es wurde übersichtlicher und sie gewann an Klarheit und Sicherheit.

Der Vorteil für uns ist, dass wir so relativ rasch wissen, wie viel Unterstützung unsere Kinder tatsächlich benötigen. Und manchmal fragen wir sie auch, was es denn noch bräuchte, dass sie auf den gewünschten Skalenwert kommen. So gewinnen wir zudem Klarheit, wie viel Unterstützung sie von uns brauchen.

Zu Beginn halfen wir ihnen die Skalen zu zeichnen, auszufüllen und begleiteten sie im Fortschritt wie in den Selbsteinschätzungen. Unsere Kinder nutzen heute die Skalen-Hilfe bei ihren Vorbereitungen auf Tests bewusst selbständig (manchmal geht es auch ohne) und wir können sie direkt anhand ihrer Fortschritte fragen, wie sie es zu den erreichten Werten geschafft haben. Und wenn sie noch nicht ganz bei ihrem gewünschten Skalenwert sind fragen wir sie, was positive Auswirkungen davon wären, wenn sie dort wären und was dann anders ist.

Dank der Skalen fällt es uns einfacher, die Verantwortung für ihre eigene Leistung bei den Kindern zu lassen und ihnen die Unterstützung zu geben, die sie wirklich benötigen.

Wann und wo setzt du Skalenfragen ein? Was könnten die positiven Auswirkungen für Dich sein? Und was noch? Teile Deine Beispiele mit uns.

Frage für den Postboten

Fragen im Alltag, welche tatsächlich Unterschiede machen:

Der Postbote lieferte heute 9.1.2020 vor Mittag zwei Pakete an. Ich sah ihn, als ich in der Küche am Kochen war. Ich öffnete das Fenster und bedankte mich bei ihm. Er erwiderte meinen Dank.

Ich hatte einen Impuls ihm eine Frage zu stellen, welche für ihn einen Unterschied machen könnte.

Er war schon fast eingestiegen als er mich rufen hörte. Er kam zurück und schaute mich mit leicht zugekniffenen Augen an. Ich fragte ihn, ob ich ihm eine Frage stellen dürfe. Es ging einige Sekunden bevor er „Ja“ sagte.

Ich fragte ihn: „Was ist ihnen denn heute schon alles gelungen?“.
Er fragte, wie ich dies meine?
Ich fragte ihn: „Was hat bei ihnen denn heute bereits funktioniert?“
Er sagte, es wäre ein ganz normaler Tag für ihn eigentlich nichts spezielles.
Ich sagte ergänzend: „Dies ist eine Frage an sie und für sie. Ich brauche die Antworten nicht zu wissen, ich wollte sie einfach fragen.“

Er erwiderte, indem er sich bedankte und meinte: „Jetzt, jetzt, danke, das ist eine gute Frage, ein Geschenk. Ich werde darüber nachdenken“. Er lachte dabei etwas auf und verabschiedete sich mit einem anderen Gesichtsausdruck von mir gegenüber dem Anfang, stieg ein und fuhr davon.

Frage an Dich: Was hat bei Dir heute bereits funktioniert?

Und wie hast du dies geschafft?

Habt einen möglichst gelingenden Tag.

Herzlich
Andy