Zukunft wird erschaffen und lässt sich verhandeln (Steve de Shazer)

An einem Samstag wollten wir unsere Bedürfnisse mit denjenigen unserer Kindern abgleichen um den Tag zu planen. Unsere Tochter (7) meinte, sie möchte nicht mit uns einkaufen gehen und als es um das Mittagessen ging meinte sie, sie möchte alleine zu Hause bleiben und selbständig das Mittagessen kochen. Schliesslich habe sie im Kindergarten schon Hörnli gekocht. Ebenso hätte sie schon mehrfach beim Kochen geholfen. Ihr Bruder (11) war Feuer und Flamme dafür und wollte seine Schwester dabei unterstützen.

Ich traute dies den beiden Kindern zu, Astrid hatte jedoch das Bedürfnis nach etwas mehr Sicherheit und wollte die Kinder noch nicht alleine zu Hause kochen lassen. Unsere Tochter wollte jedoch auf keine andere Variante eingehen und stellte ihr Bedürfnis nach Selbständigkeit klar: sie wollte mit ihrem Bruder alleine zu Hause kochen und essen.

Ich fragte unsere Kinder ob es für sie denkbar wäre, dass wir zu Hause blieben und so zu tun würden, als wären wir gar nicht da. Uns würde dies Sicherheit geben und wir könnten dann schauen, wie es wirklich läuft. Wir versprachen, dass wir nur eingreifen, wenn es nötig wäre oder wenn sie Unterstützung benötigen. Beim Essen würden wir dann so tun, als wären wir einfach Gäste im selben Restaurant. Für unsere Tochter, unseren Sohn, Astrid und mich war es so in Ordnung.

Die beiden haben dann mit Kochen begonnen, benötigten lediglich bei der Mengenberechnung ganz wenig Unterstützung. Sie boten uns zudem an, dass wir auch noch ein paar Hörnli bekommen, wenn sie zu viel gekocht hätten ;-). Sie bereiteten die Teigwaren zu und deckten den Tisch. Danach setzten sie sich, machten Musik und begannen zu essen. Astrid und ich haben uns ebenfalls etwas Kleines zu Essen bereitet. Als wir an den Tisch sassen meinte ich zu den beiden, ob sie die Musik etwas leiser schalten könnten – da wir ja im Restaurant waren. Sie machten die Musik etwas leiser :-).

Nachdem die Kinder ihr Mahl beendet hatten, stellten sie fest, dass sie jetzt ja noch den Abwasch machen müssten, da ihre Eltern ja nicht anwesend seien. Sie erledigten diese Aufgaben auch selbständig und hinterliessen dies Küche ordentlich und sauber. Das Geschirr wurde abgewaschen und in die Maschine gestellt.

Astrid und ich hatten danach die Sicherheit, dass wir in Zukunft unsere Kinder selbständig Hörnli kochen lassen können. Wie unsere Kinder das gemacht haben, hat unsere kühnsten Hoffnungen übertroffen und wir sind sehr optimistisch, glücklich und dankbar.

Wir sind überzeugt, dass mit Bedürfnisfokussierung und gewaltfreier Kommunikation die Zukunft gemeinsam erschaffen und verhandelt wird. In diesem Beispiel aus unserem Familienleben sind neue Möglichkeiten für die Zukunft entstanden – für uns immer auch kleine Zeichen des Fortschritts!

Und wie verhandelst und erschaffst du deine Zukunft ? Wir freuen uns auf deine Geschichte.

2 Comments

  1. Tolle Idee! Erstaunlich, dass die Kinder dann tatsächlich „so tun können, als ob“, es wurde ihre Wirklichkeit. Vielleicht ist es eher erstaunlich, dass es Erwachsenen etwas schwerer fällt, so zu tun, als ob, so zumindest die Erfahrung aus meiner Beratungspraxis. Es scheint, als würde es für einen Augenblick schwer(er) fallen, alles loszulassen und sich einzulassen, ohne befürchten zu müssen, sich etwas zu „vergeben“. Danke für das Teilen dieses Lehrstücks.

    1. Hallo Nadja
      Vielen Dank für Ihre Reaktion! Ja, tatsächlich scheint das den Kids einfacher zu fallen, in Ihren Rollenspielen, die sie mit Stofftieren, Playmobil, Lego oder sonst wie machen, geschieht das ja permanent. Und dennoch funktionierts auch, wenn es uns Erwachsenen zwischendrin mal gelingt – mit erstaunlicher Wirkung :-). Herzlich, Astrid

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